Kaufhaus Pieper
Florian Russi
Eine Saarlouiser Institution
„
Geschtern sinn eich bei da Pieper kaafe gang", pflegte eine alte Saarlouiserin zu berichten. Pieper in
Saarlouis war und ist nicht nur ein großes Kaufhaus, sondern eine Institution. Als Kinder kam es uns wie ein Märchenland vor, in dem es alles zu kaufen gab und viele Fantasien angeregt wurden. Vor allem aber beeindruckte eins: in Piepers Kaufhaus gab es den ersten Aufzug, in den Jahren unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg für uns ein technisches Wunder. Wir gingen manchmal nur deshalb in das Kaufhaus, um mit dem Lift fahren zu können und mussten jeweils recht lange auf ihn warten. Man konnte ihn nicht selbst bedienen, sondern ein würdevoll dreinblickender, einarmiger und grauhaariger Herr betätigte die Hebel und Knöpfe, sagte die erreichten Stockwerke an und ließ die Kunden ein- und aussteigen.
Pieper am „
Großen Markt" in Saarlouis war immer auch ein bedeutender Arbeitgeber. Die Väter und noch öfter die Mütter vieler meiner Mitschüler arbeiteten dort, und wer als Adresse „Am Glacis" angab, bewohnte eines der von der Firma für ihre Mitarbeiter errichteten Häuser. Pieper stand immer im Ruf, sehr sozial eingestellt zu sein. Heute zählt das Kaufhaus 430 Beschäftigte. Begonnen hat alles im Jahr 1885 mit dem Klempnermeister Ludwig Pieper und seiner Ehefrau Johanna. Über beide wurde gesagt, dass sie ungeheuer fleißig und zielstrebig gewesen seien. Eine alte Saarlouiserin hat mir erzählt, dass sie sich auch nicht zu schade waren, ihre Waren auf dem Markt anzubieten und sich bei kaltem Wetter an einem transportablen Kohleofen aufwärmten. Inzwischen ist die Verantwortung für die Firma auf die vierte Generation übergegangen. Pieper gehört zu den größten familiengeführten Kaufhäusern in Deutschland.
Im Zentrum von Saarlouis, am Großen Markt, ist seine Dominanz nicht mehr zu übersehen. Durch Erweiterungen und Zukäufe wurden die Verkaufsflächen auf 12.300 qm ausgedehnt. Die alte Kommandantur der von
Ludwig XIV. gegründeten ehemaligen Festungsstadt beherbergt heute die Piepersche Buchhandlung. Ein Parkhaus mit über 500 Stellplätzen und ein neben dem zentralen Kaufhaus befindlicher großer Parkplatz dienen den Kunden, die oft aus Lothringen, Luxemburg oder Rheinland-Pfalz angefahren kommen. Auch der „Große Markt", zu Festungszeiten Exerzierplatz für die Soldaten der Garnison, ist immer von parkenden Autos besetzt. Deren Besitzer streben ebenfalls häufig in Richtung Pieper.
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Fotos: Florian Russi
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