Erschreckt reagierten große Teile der Öffentlichkeit, als im Frühjahr 2010 das Trierer Bistum verlauten ließ, man werde die Katholische Akademie schließen und die Förderung der Erwachsenenbildung einstellen. Die Verlautbarung war allerdings etwas voreilig erfolgt und der Bischof versicherte wenig später, dass man nicht die Absicht habe, sich hinter Klostermauern zurückzuziehen.
Etwas anderes wäre auch nicht verständlich gewesen. Das Christentum ist keine reine Bekenntnisreligion, in den zweitausend Jahren seines Bestehens hat es viele Denker, Forscher und Lehrer hervorgebracht. Die großen Kirchenlehrer wie Augustinus oder Thomas von Aquin waren keine elitären Sonderlinge, sondern ihre Erkenntnisse und Lehren wurden vom gläubigen und teilweise auch vom ungläubigen Volk aufgenommen, weil sie Antworten auf drängende Fragen des akuten Lebens und der Zeitgeschichte gaben. Die christlichen Klöster waren nicht nur Bet- und Arbeitsgemeinschaften. Sie waren auch wichtige Forschungs- und Lehrstätten. Das Christentum hat sich in der Welt ausgebreitet, weil die Verkündigung des Glaubens eng mit tätiger Nächstenliebe und Heilkunst sowie mit der Gründung von Schulen verbunden war. Die meisten großen Kirchenmänner der jüngeren Vergangenheit waren nicht nur Seelsorger, sondern auch Gelehrte. Kernsätze des christlichen Glaubens: „Er schuf den Menschen nach seinem Ebenbild" und „Machet euch die Erde untertan" fordern den Bildungsanspruch an die Christen förmlich heraus. In diese Voraussetzungen eingebettet ist auch die Arbeit der christlichen Erwachsenenbildung zu verstehen. Sie will christliche Lehren verankern und verbreiten, sie mit anderen Lehren und Erkenntnissen vergleichen und damit zum Verständnis der Welt beitragen. Entsprechend vielfältig ist ihr Beschäftigungsfeld. Alle religiösen, wissenschaftlichen und lebensnahen Fragen gehören zu ihrem Themenbereich.
Im Saarland hat sich, meist aus gemeindlichen oder regionalen Initiativen, schon früh eine vielseitige christlich geprägte Volksbildung entwickelt. Träger waren Pfarreien, Dekanate, die Bistümer sowie kirchliche Organisationen wie das Kolpingwerk und die Katholische Arbeitnehmerbewegung oder örtliche Laieninitiativen. Bildung kostet Geld und so waren die Initiativen bald auf kirchliche und staatliche Unterstützung angewiesen. Sie solidarisierten und verbündeten sich, um ihren Ansprüchen und Bedürfnissen mehr Nachdruck zu verleihen. So wurde im Jahr 1962 in Dillingen (Saar) die Landesarbeitsgemeinschaft für Katholische Erwachsenbildung im Saarland (LAG-Saar) gegründet. Die dabei führenden Persönlichkeiten waren der Trierer Domkapitular Jakob Schmitz, der Pastor Arthur Nikolas (1913-1980) und der Rektor Viktor Levacher (1903-1990). 1995 wurde die Arbeitsgemeinschaft in „Katholische Erwachsenbildung Saarland - Landesarbeitsgemeinschaft e. V." (KEB-Saar e.V.), umbenannt.
Im Jahr 2010 zählte die KEB-Saar e.V. 23 Mitgliederorganisationen, darunter die Abteilung Saarbrücken der Katholischen Akademie in Trier, die Katholischen Erwachsenbildung im Kreis Saarlouis e.V., die Christliche Erwachsenbildung e.V. in Merzig-Wadern, die Katholische Familienbildungsstätte in Neunkirchen und die Katholische Erwachsenenbildung Saarpfalz. Auch die beiden auf saarländischem Boden verbreiteten Bistümer Trier und Speyer sind personell und institutionell beteiligt. Seit 2001 steht dem Trierer Bischof ein Aufsichtsrecht über die KEB-Saar e.V. zu.
Im Saarland ist die KEB nach dem Verband der Volkshochschulen die Organisation mit den zweitmeisten Bildungsmaßnahmen. Im Jahr 2009 wurden mehr als 7500 Veranstaltungen und über 150.000 Unterrichts-stunden durchgeführt.
Die Programmangebote sind sehr vielfältig und flexibel. Sie reichen von musischer Frühförderung über schulische Hilfen, Berufs-förderungsprogramme, Seminare und Fachtragungen bis zu Bildungsreisen oder Begegnungen mit ehemaligen KZ-Häftlingen. Seit vielen Jahren werden hier Grundsteine für Bildung, Wissen und Persönlichkeitsentwicklung gelegt.
Wie die Broschüre zum vierzigjährigen Bestehen der KEB-Saar e.V. deutlich macht, geht es dabei nicht nur um das „Bilden" sondern auch das „Begegnen", das nach meinen eigenen Lebenserfahrungen dem ersteren an Bedeutung nicht nachsteht.
Bildung kostet Geld und so wird die Arbeit der KEB und ihrer Trägerorganisationen vor allem aus Zuschüssen des Bundes, der Landkreise und des Landes und der Diözesen Trier und Speyer finanziert. Der Eigenmittelanteil ist mit fast 25 % recht beachtlich.
Die Geschäftsstelle der KEB-Saar e.V. befindet sich in der Stadt Dillingen im Landkreis Saarlouis. Vorsitzender ist seit Oktober 2010 Horst Ziegler (Saarwellingen), Landesstudienleiter ist Ralf Dewald (Weiskirchen).
Seit Ende 2008 unterhält die KEB auch eine eigene Stiftung zur Förderung der Katholischen Erwachsenenbildung im Saarland. Deren Vorsitzender ist der langjährige frühere KEB-Saar-Vorsitzende Fritz Bersin aus Merzig-Rimlingen.
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Quellen:
- Stefan Weyer, Bewahren und Erneuern. Geschichte der Katholischen Erwachsenenbildung im Saarland, Weimar 1998
- KEB Saar e.V. (Hrsg.), Bilden und Begegnen. Festschrift zum viezigjährigen Bestehen der KEB-Saar, Saarbrücken und Dillingen 2002
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Fotos: Andrea Schramm