Nach dem 2. Weltkrieg war das Gebiet an der Saar zunächst Teil der französischen Besatzungszone. Am 10. Juli 1945 rückten die Franzosen in das von den Amerikanern eroberte Saarland ein. Ein gutes halbes Jahr später, am 16. Februar 1946 wurde das Saarland aus der Zuständigkeit des Alliierten Kontrollrates herausgelöst, von da an konnte die französische Militärregierung an der Saar unabhängig von der französischen Besatzungszone Entscheidungen treffen.
Am 18. Juli 1946 wurden der Landkreis Saarburg und die Gemeinden des Amtes Konz links der Mosel sowie einige Gebiete im Norden um Wadern und Nonnweiler dem Saargebiet von den Franzosen einverleibt, allerdings ohne Absprache mit den übrigen Besatzungsmächten. Schließlich mussten diese auf Drängen der Amerikaner und Engländer den größten Teil ihrer „illegalen Annexion“ wieder herausgeben. Am Ende hatten sie das Saargebiet aber um den Teil, der heute das nördliche Saarland bildet und um das Gebiet zwischen Orscholz und der Mosel mit den Weinorten Perl und Nennig vergrößert.
Ein Jahr später wurden die Gebiete, die zurückgegeben werden mussten, am 8. Juni 1947 in das neu gegründete Rheinland-Pfalz eingegliedert. Die Weinbauern an der nun saarländischen Mosel, die ehemals zum Kreis Saarburg gehörten, wollten aber lieber zu Deutschland, genauer zu Rheinland-Pfalz. Deshalb hatten die Winzer aus Perl eine Delegation zur CDU nach Trier entsandt, die forderte, dass die Dörfer an der Obermosel wieder zum Kreis Saarburg zurückkehren sollten.
Umgekehrt wollten viele aus dem nun rheinlandpfälzischen Kreis Saarburg zurück zum Saarland. Dafür gab es durchaus gute Gründe. Zum einen wusste niemand so kurz nach dem Krieg, wie sich das weitere Schicksal Deutschlands entwickeln würde und ob dieses je wieder wirtschaftlich auf die Beine käme. Zum anderen war spätestens mit der Einführung des Saar-Franken die Versorgungslage im Saarland durch die wirtschaftliche Anbindung an Frankreich so gut, dass viele „aus dem Reich“ neidisch an die Saar schauten.
Besonders der „Christliche Heimatbund“ setzte sich vehement und nicht sehr rühmlich für die Rückkehr des Gebietes um Saarburg bis Konz ins Saarland ein. In beiden Orten gab es Großkundgebungen gegen die Abtrennung. Der Christliche Heimatbund schickte danach ein Telegramm an die Verwaltungskommission des Saarlandes mit folgendem Inhalt: „Die Bürger der Stadt Saarburg haben sich am 17.6.1947 zu einer Kundgebung auf dem Fruchtmarkt in Saarburg versammelt. Sie wünschen einmütig dringendst die Wiedervereinigung des Restkreises Saarburg mit dem Saarland.“ Die saarländische Verwaltungskommission schickt ihrerseits ein Telegramm an den französischen Gouverneur und teilt ihm den Inhalt des Schreibens aus Saarburg mit. (s. Dokument 1)
Um die Bauern und Winzer zu mobilisieren, verteilte der Christliche Heimatbund ein Flugblatt als „Postwurf! In alle Bauern- und Winzerhaushaltungen des Kreises Saarburg“, in dem er die Zukunft des Kreises Saarburg mit dem Saarland den Aussichten in Rheinland-Pfalz gegenüberstellte. (s. Dokument 2)
Darin wird ihnen versprochen, dass ihre Erzeugnisse im Saarland mit ‚währungsfestem Geld‘ bezahlt würden, während sie in Rheinland-Pfalz nur die wertlose Reichsmark dafür bekämen. Auf der einen Seite gäbe es „gefüllte Viehställe“ und einem raschen Aufbau der im Krieg zerstörten Gebäude, auf der anderen Seite nur geringe Viehbestände und eine anhaltende Zwangsabgabe sowie „Jahrzehntelange Zwangswirtschaft“ und erst einen „Aufbau nach dem erfolgten Aufbau in den Siegerstaaten“. Und als Beweis für diese Aussage heißt es weiter: „Geht nach Trier. Keine Hand regt sich zum Aufbau.“
Dem ‚freien wohlhabenden Bauern im freien Saarland‘ wurde der Landwirt, der „Zwangshypotheken … zur Zahlung der Kriegsschulden“, der ein „Geknechteter, verschuldeter Bauer im verarmten Land“ sei, gegenübergestellt. Am Ende heißt es dann noch beschwörend: „Es geht um Euren Hof und Eure Scholle. Es geht um die Existenz von Euch und Euren Kindern! Zurück zum Saarland! Der Niedergang macht sonst dieses Mal auch vor Euch nicht halt.“
Zum Glück haben sich die düsteren Prognosen des Christlichen Heimatbundes nicht bewahrheitet und als reine Propaganda erwiesen. Ihre Agitation lässt aber erahnen, wie aufgeheizt die Lage in der Region an der Mosel zu dieser für alle Bewohner schweren Nachkriegszeit war.
Wenn auch der größte Teil der von den Franzosen unrechtmäßig dem Saargebiet einverleibten Gebiete zurückgegeben werden mussten, so ist ihnen doch zu verdanken, dass das Saarland eine kleine aber feine Weinbauregion besitzt, die ausgezeichnet zur saarländischen Lebensart passt.
Quellen:
- Edgar Christoffel, Vor fünfzig Jahren: 8. Juni 1947 in: Kreisverwaltung Trier-Saarburg (Hrsg.), Jahrbuch Kreis Trier-Saarburg 1997
- Pädagogisches Zentrum Rheinland-Pfalz (PZ) (Hrsg.), Unterrichtsmaterialien zur Geschichte der Stadt und Region Saarburg, PZ-Information 1/2004
- Schwarz-Weiß-Fotografie: www.saar-nostalgie.de/
- Vorschaubild: Wappen des Saarlandes 1946-48