In Saarbrücken, am Westhang des Halbergs, befindet sich eines der 19 in Deutschland erhaltenen Heiligtümer des Gottes Mithras, Mithräen genannt. Mithras war der Name eines alt-iranischen Sonnengottes. Er gab das Vorbild für einen späteren griechisch-römischen Gott, der denselben Namen trug. Allerdings hatte sich im antiken Griechenland ein weitgehend eigenständiger Mithraskult entwickelt.
In den ihm geweihten griechisch-römischen Kultstätten ist Mithras immer als junger Mann abgebildet der einen Stier besiegt bzw. in seiner Gewalt hält. In der antiken Mythologie war der Stier Sinnbild von Zeugungskraft sowie der Kraft des Himmels, der Sonne und der Gestirne. Der junge Mann trägt eine Toga, wie sie in Griechenland und Rom gebräuchlich war und auf dem Kopf eine Phrygiermütze. Phrygien war eine Region in Kleinasien, mitten im Gebiet der heutigen Türkei gelegen. Die phrygische Mütze war eine aus Wolle oder Leder bestehende Kopfbedeckung mit einem Zipfel, der in Richtung der Stirn zeigte. Sie sah ähnlich aus wie die, welche wir heute von Zwergen oder dem Heiligen Nikolaus kennen. Ursprünglich sollen die phrygischen Mützen aus dem Hodensack von Stieren und dem ihn umgebenden Fell hergestellt worden sein. Hierin zeigt sich wiederum die Stiersymbolik, die auf einen orientalischen Ursprung hinweist
Der Mithraskult war vor allem unter den römischen Legionären beliebt und verbreitet. Es war ein männlicher Kult. Frauen und Kinder waren nicht zugelassen. Gefeiert wurde in kleinen Räumen, die meist unterirdisch angelegt oder in Felsen eingeschlagen waren. Der größte erhaltene Mithrastempel fasste nicht mehr als 80 Menschen. Bei den Feierlichkeiten zu Ehren des Gottes wurden geheim gehaltene Rituale (Mysterien) zelebriert. Für die Gläubigen gab es sieben Weihestufen. Das zu Beginn unserer Zeitrechnung aufkommende und im 4. Jahrhundert zur römischen Staatsreligion aufgestiegene Christentum hat im Mithraskult seinen ärgsten Konkurrenten gesehen.
Die Mithrashöhle am Halberg diente den Bewohnern der nahe gelegenen römischen Niederlassungen als Kultstätte. Unterhalb des Halbergs befand sich ein römisches Kastell und auf dem gegenüberliegenden Saarufer eine gallorömische Siedlung.
Nachdem Graf Ludwig von Nassau-Saarbrücken (1745-1794) sich von seiner ersten Ehefrau Wilhelmine von Schwarzburg Rudolstadt getrennt hatte und diese zusammen mit dem gemeinsamen Sohn Heinrich im Schloss auf dem Halberg ihren Wohnsitz nahm, soll sie die Grotte genutzt haben, um dort bei schönem Wetter Teestunden abzuhalten.
Heute hat es der auf dem Halberg angesiedelte Saarländische Rundfunk übernommen, für den Erhalt des Heiligtums zu sorgen. Dessen früherer Intendant Prof. Dr. Hubert Rohde entdeckte in einem Metzer Museum eine steinerne Wandplatte mit dem Abbild des Mithras. Er ließ davon eine Kopie anfertigen und diese in der Halberger Grotte anbringen. So ist der Ort noch heute eine Stätte religionsgeschichtlichen Gedenkens.
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Fotos: Florian Russi